Flaschenpost vom Narrenschiff

 2002

Die tollen Entwürfe des großen Zampano

Die tollen Entwürfe des großen Zampano Hartz und seiner Kommission werden uns - je näher die Wahl kommt, desto dreister - mit einem Triumphgetöse präsentiert, als zeige da eine zu Recht stolze Bundesregierung bereits die erfolgreich durchgeführte Lösung des Arbeitslosenproblems vor. Nur noch ein paar kleine Problemreste nacharbeiten, aber ansonsten Bravo, Gerhard! Dieser gelungene Eulenspiegelstreich der Schrödertruppe erinnert mich irgendwie an das peinlichste Weihnachten meines Lebens.

Es war Heiligabend 1949, und ich hatte für meine Eltern und Geschwister weder etwas gebastelt noch gekauft. Keine Geschenke! Einfach vertrödelt! Nach längerem Nachdenken der rettende Einfall: Kurz vor der Bescherung stellte ich einfach für jedes Familienmitglied ein Kärtchen mit seinem Namen und dem prächtigen Geschenk, das es demnächst von mir erhalten würde, unter den Weihnachtsbaum. Die Dankesbezeugungen habe ich noch als gutmütig-ironisch in Erinnerung. Zum Glück hat auch später niemand gefragt, wann denn nun sein versprochenes Präsent fertig sei. Als Geschäftsmodell nicht uninteressant, aber irgendwie doch ziemlich peinlich, meine Geschenkaktion.

Warum fällt mir die Sache ausgerechnet jetzt bei diesem Hartz-Rummel ein? Weil ich mich frage, wer bloß, außer einem naiven Zwölfjährigen, auf so eine dämliche Tour reisen mag.